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Hayppy birthday, Mendelssohn! - am 8. Mai 2009
Jordan und Schmidt überzeugen mit Mendelssohn-Werken
Zum 200. Geburtstag des Komponisten erklangen Arien und Orgelwerke in der Marktkirche - Das "Salve Regina" meisterhaft gestaltet
NEUWIED. Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy wurde nur 38 Jahre alt. Vor 200 Jahren, 1809, wurde er geboren, ein Grund, seiner in diesem Jahr mit Konzerten zu gedenken. In der Neuwieder Marktkirche würdigten Kantor Thomas Schmidt und Christiana Jordan, Sopran, den Komponisten in gelungener Weise. Ihr Konzert enthielt geistliche Lieder, Arien und Orgelwerke Mendelssohns.
Christiana Jordan eröffnete die Abendmusik mit "Jerusalem", einer Arie aus Mendelssohns Oratorium "Paulus", das er im Alter von 23 bis 27 Jahren komponierte. Noch jünger war er, als er das darauf folgende "Salve Regina" schrieb, mit 15 Jahren entstand dieses Marienantifon, eine musikalisch ausdrucksvolle, lebhafte Komposition mit großen Höhen und farbigen Melodienbögen, die von der Sopranistin meisterhaft gestaltet wurden. Freilich scheint die Akustik in der Marktkirche für schnelle Koloraturen von der Orgelempore aus nicht sehr geeignet, sie verschwammen manchmal etwas.
Majestätische Stimmen
Thomas Schmidt, seit 1993 Kantor an der Marktkirche und Kreiskantor des Kirchenkreises Wied, trug auf der Orgel die Sonate A-Dur op. 65,3 über "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" vor. Das Choralmotiv von Martin Luther erklang im ersten Satz als Bassmelodie unter majestätischen Manualstimmen. Das erinnerte an Johann Sebastian Bachs große Choralvorspiele. Das Andante tranquillo machte seinem Namen alle Ehre, denn dieser Satz erklang ruhig und auch tröstlich.
Zwei geistliche Lieder, die ursprünglich für das Oratorium "Paulus" komponiert waren, gefielen in ihrer eher schlichten, eingängigen Melodik. Das erste, "Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht", ist erst posthum erschienen. Ein weiteres Marienantiphon "Ave Maris stella" zeigte das Können der Sängerin.
Die wunderschöne bekannte Melodie aus dem Oratorium "Elias" - "Denn er hat seine Engel befohlen über dir" - erklang nun in einer Bearbeitung für Orgel solo von Roland C. Eckert. Das dominierende Register vox humana täuschte tatsächlich eine menschliche Stimme vor, die Begleitstimmen hielten sich sanft zurück. Wohltuend auch diese Darbietung von Thomas Schmidt.
Hohe Ansprüche erfüllt
Die große Hymne "Hör mein Bitten", ursprünglich ein Werk für Chor und Solo, trug Christina Jordan in der Marktkirche in der Fassung für Sopransolo vor. Die Arie "Höre Israel" aus dem "Elias" bildete den Abschluss des Konzerts, das hohe Ansprüche an die Stimme der Sängerin und das Können des Organisten stellte.
Es war eine schöne musikalische Stunde für die Zuhörer. Deren Wunsch nach einer Zugabe wurde erfüllt - mit dem "Abendlied" des gefeierten Komponisten.
Christiane Tolle
Rhein-Zeitung, Neuwied, 12.5.2009
Haydn: DIE SCHÖPFUNG am 20. Juni 2009
Haydns "Schöpfung" bewegte das Publikum
Musiker und 130 Sänger präsentierten zum 125-jährigen Bestehen der Kantorei Marktkirche das Oratorium des Komponisten
NEUWIED. Zwei Jubiläen waren der Anlass für ein grandioses Konzert in der Neuwieder Marktkirche. Das eine ist das 125-jährige Bestehen der Kantorei an der Marktkirche, das andere das 200. Todesjahr von Joseph Haydn. Sein Oratorium "Die Schöpfung" enthält viele Jubelchöre, die geeignet sind, diese Ereignisse gebührend zu feiern. Der Kreiskantor Thomas Schmidt hatte wieder eine große Anzahl Sängerinnen und Sänger, es waren zusammen mit der Stammkantorei, dem Jugendchor Vivace und der Cappella Vocale 130, für dieses Projekt begeistert.
In dem Oratorium überwiegen die Solopartien gegenüber den Chören. Und die waren perfekt besetzt. Die Sopranistin Tina Scherer, die für die erkrankte Vasilijka Jezovsek eingesprungen war, überzeugte mit ihrer warmen, ausdrucksvollen Stimme. Wie sie als Gabriel die Arie "Auf starkem Fittiche schwingt sich der Adler" im Dialog mit der Flöte gestaltete, das war anrührend und einfach schön. Sanft und lieblich erklang ihre Stimme in der Rolle der Eva.
Wolfgang Klose sang die Tenorpartie des Uriel mit warmem Timbre, bei "Im vollen Glänze steigt jetzt die Sonne strahlend auf" und "Mit Würd' und Hoheit angetan" und anderen Arien überzeugte er mit seiner weichen, schönen, dabei tragenden Stimme. Auch Bernd Kämpf, in seinen Bass-Arien als Raphael und Adam zu hören, war ein Genuss. Feierlich, dabei spannend gestaltete er das Eröffnungs-Rezitativ "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", herrlich die Arie "Gleich öffnet sich der Erde Schoß". Alle drei Solisten zeichneten sich durch besonders gute Artikulation aus. Bei den Terzetten passten die Stimmen in ihren Klangfarben vorzüglich zusammen.
Auch das Orchester mit Streichern, Bläsern und Schlagzeug, Dr. Karsten Lüdtke am Cembalo und der Chor boten große Leistungen. Kontrastreich, mit guter Dynamik sang er die Chöre zum Lobe Gottes. Bei den Fugen, in denen erst die Bässe, dann die Tenöre und danach die Frauenstimmen einsetzen, konnte man erkennen, wie vollkommen alle Stimmlagen besetzt waren. Schmidt hatte bei der Vorbereitung des Chores ganze Arbeit geleistet. Minutenlanger Applaus zeigte den Interpreten die Anerkennung und Begeisterung der Zuhörer.
Christiane Tolle
Rhein-Zeitung, Neuwied, 22.6.2009
Sommerliches Orgelkonzert I am 31. August 2009
Donnern, flöten, hageln: Die Kleuker-Orgel kann alles
Detlef Steffenhagen liefert facettenreiche Version der "Vier Jahreszeiten" in der Marktkirche - Virtuoser Interpret
NEUWIED. Von Mozarts "Kleiner Nachtmusik" mal abgesehen, dürfte es wenige Werke der E-Musik geben, die so oft als Hintergrund für Telefonwarteschleifen, Werbeaufnahmen und ähnliches ge(miss)-braucht werden wie Antonio Vivaldis "Le quattro stagioni", die "Vier Jahreszeiten", die vier Konzerte, die er 1725 in seinem op. 8 veröffentlichte, nicht immer nur in der Fassung für Violine und Orchester aufgeführt. Die Bearbeitung für Orgel allerdings, die Detlef Steffenhagen, Jahrgang 1961, erstellte, ist bisher einzigartig, und einzigartig dürfte auch das sein, was er als Organist selber aus diesem so überaus populären Hit des "prete rosso", des roten Priesters macht.
Einen besseren und publikumswirksameren Auftakt zur diesjährigen Reihe seiner "Sommerlichen Orgelmusiken" in der Marktkirche hätte sich Kantor Thomas Schmidt jedenfalls nicht wünschen können, denn Vivaldi lockte Konzertinteressierte in ungewohnt großen Scharen an. Und deren Erwartungen enttäuscht Steffenhagen, der bis 1999 Organist der Frankfurter Johanniskirche war, bevor er nach Brasilien übersiedelte, absolut nicht. Die Farbigkeit, mit der Vivaldi seinen gar von einem in Verse gefassten poetischen Programm begleiteten Jahreszeiten-Zyklus koloriert, der Einfallsreichtum der tonmalerischen Schilderei bleibt in der sich dem Original möglichst eng anschmiegenden Orgelbearbeitung weitgehend erhalten. Einiges, das zwitschernde, trillernde Konzert der Vögel im Frühling und Sommer kommen durch den geschickten Einsatz der Flötenregister vielleicht sogar noch ein bisschen besser rüber, ähnlich wie die Hornrufe der Jäger im Herbst oder die zum Tanz aufspielenden Dudelsackpfeifen, per Zungen- oder Krummhornregister umgesetzt, vielleicht sogar, und donnern lässt sich"s per Pedal gleichfalls höchst eindrucksvoll, genauso wie hageln im heftigsten Tasten-Stakkato. So facettenreich darf sich die Kleuker-Orgel der Marktkirche nicht immer präsentieren!
Nicht umsonst ist Steffenhagen ein alter Hase in Sachen Orgelbearbeitung, der, auf den Spuren eines Johann Sebastian Bach wandelnd, mit dessen Fassung von Vivaldis A-Moll-Konzert BWV 593 er denn auch das Konzert eröffnete, gerade die Repertoireschlager des klassischen Genres für die "Königin der Instrumente" umsetzte. Von der Händelschen "Feuer- und Wassermusik" über den Gefangenenchor aus Verdis "Nabuco" und Elgars "Pomp and Circumstance" bis zu Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung".
Ein zweifellos legitimes Verfahren, der Orgelmusik ein größeres Publikum zu verschaffen, eines, dem sich Steffenhagen als Interpret virtuos widmet. Dass die "Quattro Stagioni" in ihrer ursprünglichen Fassung dann vielleicht doch insgesamt reizvoller, geschmeidiger, eleganter und poetischer sind, tut seiner Leistung als Bearbeiter und Organist keinen Abbruch.
Lieselotte Sauer-Kaulbach
Rhein-Zeitung, Neuwied, 3.9..2009
300 Jahre verschollene Musik aufgeführt
15 Sänger und ein kleines Orchester musizierten in der Neuwieder Marktkirche
NEUWIED. Mehr als 300 Jahre lang galten sie als verschollen - am Freitag sind sie erstmals wieder in der Neuwieder Marktkirche erklungen: Werke für Chor und eine kleine Orchesterbesetzung aus dem Zeitalter des Barocks. Die Komponisten wirkten im 17. und 18. Jahrhundert alle an der Dresdner Hofkirche, damals ein Zentrum der musikalischen Strömung. Kreiskantor Thomas Schmidt organisierte das Freitagskonzert: "Ich freue mich sehr, Neuwied solch exklusive Musik zu bieten. Die Besucher sind die ersten Menschen, die diese Werke seit über 300 Jahren zu hören bekommen."
Musikalischer Leiter des Abends war Jürgen Böhme. Er dirigierte die 15 Sänger des "Südwestdeutschen Vokalensemble" und die elf Mitglieder der "Filarmonia harmonica". Gleichzeitig ist Böhme auch der Entdecker der Werke. Seit zehn Jahren sichtet er die Stücke, für die sich lange Zeit niemand interessiert hat. "Man fängt jetzt erst an, diese Schätze zu bergen", sagte Böhme, "die Barockzeit brachte sehr viele hochkarätige Musiker hervor. Die wurden aber über die Jahre schlicht vergessen." Umso mehr freute er sich, nun in der Marktkirche ihre Werke wieder aufzuführen - und zwar stilecht.
"Das Chorensemble besteht ausschließlich aus Profis", erklärte Böhme, "und die Instrumentalisten spielen auf originalgetreu nachgebauten Instrumenten der damaligen Zeit." Das Orchester um Konzertmeisterin Gabriele Nußberger setzte sich aus einer kleinen Streicherbesetzung, Pauken, einem Orgelcontinuo sowie unüblicherweise gleich vier Trompeten zusammen.
Zu Beginn stand eine Kantate für vier Singstimmen von Giuseppe auf dem Programm. Während die Stimmen einsetzten, hielt sich das Orchester zurück, die Sänger bewiesen gleich am Anfang ihre Klasse. Das tat auch Nils Stefan, der einfühlsam den hohen Solo-Alt sang. Wenig später zeigte Jürgen Böhme, dass er nicht nur mit Taktstock gut umgehen kann. Mitten im Stück drehte er sich plötzlich zum Publikum um und übernahm selbst eine schwierige tiefe Basspartie.
Das zweite Stück "Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren" stammte von Christoph Bernhard. Er komponierte die Kantate für zehn Singstimmen. Darum sangen einige des Vokalensembles ihre Stimme einzeln. Bei dem Stück machten vor allem die Sopranistinnen auf sich aufmerksam. Beim Soloteil bestachen Tenor Andreas Fischer und Alt Nils Stefan mit einem sehr gut abgestimmten Duett.
Als Höhepunkt des Abends erklang eine Messe von Vincenzo Albrici. Hier wirkten erstmals auch die Trompeten und Pauken mit. Mit prachtvoll schmetterndem Klang eröffneten die Bläser das Kyrie. Während des Mittelteils standen die Solisten Eva Leonardy (Sopran) und Thomas Schütz (Bass) im Vordergrund. Leonardys glockenreiner Sopran und Schütz" voluminöser Bass vereinigten sich im Duett in einem eindrucksvollen Zusammenspiel. Das anschließende Gloria und Credo vermittelten dem Zuhörer noch einmal die ganze Klasse des Chors und des Orchesters: Majestätisch im Forte brachten die Musiker und Sänger die Kirchenwände zum Vibrieren. Mit lang anhaltendem Beifall dankte das Publikum für eine hervorragende Aufführung.
Florian Schmidt
Rhein-Zeitung, Neuwied, 5.10.2009
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